Immer am Bach entlang

Ein wunderschöner, abwechslungsreicher und informativer Spaziergang führt am Auer Mühlbach vorbei. Er wird als einer der Münchner Stadtbäche erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt und hat dementsprechend eine lange und interessante Geschichte. Obwohl er hauptsächlich auf der rechten Isarseite entlangfließt, nimmt er seinen Anfang auf der linken Isarseite: In Höhe des Schleusenwärterhäuschens in Nähe der Floßlände wird er aus dem Isarkanal abgezweigt und durch einen Düker, also einen Tunnel, UNTER der Isar durchgeführt. Dann geht’s durch den Tierpark, vorbei an Siebenbrunn (ein so verwunschen klingender Name, der gleichnamige Biergarten liegt aber leider gerade brach) zur Kraemer’schen Kunstmühle. Dort hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Aus der 1701 entstandenen Papiermühle, die 1863 zur Getreidemühle mit damals modernster Ausstattung umfunktioniert wurde, ist jetzt ein Büro-, Wohn- und Ateliergebäude geworden. Sehr schön: das Caffé Fausto, im ehemaligen Walzenboden der Mühle. Dort gibt es Kaffee aus der hauseigenen Kaffeerösterei nebenan. Ein Käffchen habe ich dort schon mit großem Genuss getrunken, so bald wie möglich möchte ich an einer Führung in der Rösterei teilnehmen, die von der Münchner Volkshochschule angeboten wird.

Nach dem kleinen Einkehrschwung geht es weiter entlang des Auer Mühlbachs, der jetzt hinter einer scheinbar russischen Basilika herfließt. Tatsächlich ist das ungewöhnliche kuppelgedeckte Gebäude der Hauptsitz des Templerordens in Deutschland und war einst eine Unternehmervilla. Weiter geht’s durch die Birkenleiten, ja Birken gibt’s dort noch, wo einst ein Schloss stand, dann eine Baumwollspinnerei und zwei Metallbetriebe. Kurz dahinter fließt der Auer Mühlbach mitten durch eine Wohnsiedlung. Dass hier früher eine Gerberei war, daran erinnert nur noch ein Denkmal. Wunderschön finde ich die Gegend um die Mondstraße, eine Art Mikro-Venedig: Kleine Häuschen mit Dachterrasse von denen aus die Bewohner direkt auf das rauschende Wasser des Mühlbachs blicken. Ob das Leben dort im Winter auch angenehm ist?
Komplett baff war ich in der Nockherstraße unterhalb des Nockherbergs: Dort wachsen kleine Häuschen mit etlichen kleinen Terrassen als Zwischenebenen den Berg hoch, was nahezu griechisch oder italienisch anmutet (mit etwas Fantasie jedenfalls). Vom Bach ist hier übrigens nichts mehr zu sehen: Bis weit hinter den Kolumbusplatz fließt er unterirdisch. Erst bei der Paulaner Brauerei zeigt er sich wieder. An der Spießmühle wurde früher Eis zur Kühlung des Biers im Sommer produziert. Ein Schild weist auf die Erfindung von Carl Linde hin: eine Eismaschine, die in Augsburg hergestellt und hier in die Eisfabrik transportiert wurde, wo sie noch heute als älteste Eismaschine der Welt steht.
Der Weg, den man sich aber selbst suchen muss, Schilder gibt es nicht, führt Richtung Maria-Hilf-Platz. Dort, in einer ehemaligen Impfanstalt ist heute die Polizei zu Hause. Das ehemalige Frauengefängnis hätte ein Ausbildungshotel der Stiftung “Biss”  werden können. Doch das engagierte soziale Projekt scheiterte am Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags, der einem reichen Investor den Zuschlag gab, grmpf!
Dass der Auer Mühlbach zur Zeit der Industriellen Revolution eine wichtige Rolle spielte lässt die Papierfabrik am Kegelhof erahnen. Auf dem Weg zum Müller’schen Volksbad kommt man in der Lilienstraße noch an einem Haus vorbei, das ein gewisser Lorenz Meiller im 19. Jahrhundert erstanden hat. Dieser Schmied machte sich einen Namen mit der Herstellung von Schaufeln, Pickeln und Hacken, sein Neffe, Franz Xaver Meiller erfand die “Meiller Kipper”, mit denen Laster große Mengen an Erde, Kies und ähnlichem transportieren und am Zielort einfach auskippen konnten. Mein Weg entlang des Auer Mühlbachs lasse ich meist im Café Stör ausklingen. Technikinteressierte zieht es sicher noch weiter zum Muffatwerk, erst ein Brunnenhaus, dann ein Elektrizitätswerk, heute ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte, Theater, Tanz- und Literaturevents sowie Partys. Am Maxwerk schließlich, ein kleines Wasserkraftwerk, treibt der Auer Mühlbach zwei Turbinen für die Stromgewinnung an, um sich dann in die Isar zu ergießen.