Alle sieben Jahre wird getanzt, und wie!

Wer jetzt in München unterwegs ist, kann ihnen unverhofft begegnen, wie ich neulich am Marienplatz: Die Schäffler sind wieder unterwegs und führen ihren Tanz auf, der eine lange Geschichte hat: Im Mittelalter galt München als »Pestloch Europas«, da die Seuche dort wiederholt das öffentliche Leben lahmlegte. Nach einer Epidemie 1517 sollen nur noch die Totengräber und Pesträucherer auf den Straßen gewesen sein. Alle anderen Menschen trauten sich nicht mehr aus dem Haus. Der Legende nach entschloss sich die Zunft der Schäffler, also der Fassmacher, wieder Spaß und Freude in das Leben ihrer Mitmenschen zu bringen. Sicher fürchteten sie auch um ihre wirtschaftliche Existenz und wollten dazu beitragen, dass die Menschen sich beruhigten und das Stadtleben wieder in Schwung kam. Sie führten ihre Zunfttänze auf der Straße auf, begleitet von fröhlicher Musik und allerlei Späßen. Und tatsächlich: Die Menschen ließen sich nach draußen locken und gewannen neuen Lebensmut. Aus Dankbarkeit erlaubte der bayerische Herzog Wilhelm IV. den Schäfflern, alle sieben Jahre aufzutreten. Schriftlich verbürgt ist der Schäfflertanz erstmals für das Jahr 1702, dieses Jahr findet er wieder einmal statt: Die Saison hat am Dreikönigstag (6.1.) begonnen und wurde – wie traditionell vorgeschrieben – vom obersten Landesherrn eröffnet, also in unserer Zeit vom bayerischen Ministerpräsidenten.

Wer den Tanz der Schäffler in ihrem traditonellen Kostüm mit schwarzen Schuhen, weißen Kniestrümpfen, schwarzer Kniebundhose, Schurzleder, roter Jacke, grüner Kappe mit weißem Federbusch und ihren grün belaubten Reifen beim Rundtanz sehen möchte, hat noch bis zum 21.2., Faschingsdienstag, in verschiedenen Stadtteilen Gelegenheit dazu. Neben den Tänzern treten Vortänzer, Fassschläger und Reifenschwinger sowie Spaßmacher auf, die die Lokalprominenz aufs Korn nehmen oder »derblecken«, wie die Münchner es nennen. Tja, und was machen die Schäffler bis 2019, das Jahr ihres nächsten Auftritts? Ich glaube, sie üben, üben, üben die Schritte für die einzelnen Tanzfiguren.