Heiliger Holler!!!

Dieses Jahr wollte ich nicht schon wieder Holunderblütensirup machen. Auch nach Hollerkücherl stand mir bisher nicht der Sinn. Ich brauchte etwas Herausforderung, etwas, an das ich mich noch nie gewagt hatte: Holunderblütensekt! Ich fand mehrere Rezepte, in denen das Ansetzen als recht einfache Prozedur beschrieben wird. Aber was soll man von dem Tipp halten, schwere Sektflaschen selbst zu verkorken und mit Draht zu sichern? Selbst Flaschen verkorken? Und wo gibt es einen “Ich-häkle-mir-einen-Drahtverschluss”-Kurs??? Ich hielt mich an die  Anleitung von Einfach Guat, die schien mir praktikabel.

Für meine Bedürfnisse habe ich die Rezeptur ein wenig heruntergefahren und nur 4 Liter Wasser, aber 20 Holunderblüten, 80 g Zucker, 3 Zitronen und 300 g Zucker sowie 80 ml Apfelessig verwendet. Das Ganze stand 5 Tage in einem Kochtopf in der Küche, das nächste Mal nehme ich auch ein großes Glasgefäß, damit ich nicht ständig den Deckel lupfe, reingucke und probiere. Danach habe ich die Mischung durch eine Stoffwindel abgeseiht und in dickwandige Flaschen mit Bügelverschluss gefüllt. Ich nahm den Tipp aus dem Netz auf, die verschlossenen Flaschen die 2 Wochen in einem Eimer im Keller zu lagern, falls was explodieren (!!!) sollte. Ein Kontrollblick am nächsten Tag zeigte ziemliche Ausflockungen in dem Ansatz. Ich gab das Experiment damit verloren. Trotzdem ließ ich die Flaschen im Keller vor sich hindümpeln. Heute, der Tag, an dem der Sekt fertig sein sollte, stieg ich zum ersten Mal wieder nach unten: Eine Flasche war mittlerweile tatsächlich explodiert, der Kellerboden klebrig und voller Splitter. Ein wenig unbedacht öffnete ich eine der noch intakten Flaschen: ein lauter Knall, eine riesige Schaumfontäne, ein säuerlicher Holunderduft. Bevor ich die letzten beiden Flaschen atmen ließ, dachte ich, es sei eine gute Idee, etwas mehr als Sommerrock, Sandalen und T-Shirt bei der Aktion zu tragen. Zumal ich mich an eine Sendung über Krimsekt erinnerte, in der Arbeiterinnen die Flaschen köpften, um die Hefe zu entfernen. Sie ähnelten in ihrem Outfit fast einer Kampfmittelräumtruppe. Ein Blick auf die ziemlich weit verstreuten, spitzen Glassplitter ließ mich zurück in die Wohnung hechten. Eine alte, recht robuste Lederjacke, die Schweißerbrille (die, die zum Schweißen nicht wirklich taugt) und Schweißerhandschuhe wurden angelegt. Beim Öffnen wieder lautes Knallen und riesige Fontänen, die nicht unbedingt nur den Putzeimer trafen. Die Ernte dieser Aktion: drei halbe Flaschen Holundersekt, ein frisch gewischter Keller (die Kartons muss ich wohl heute Nachmittag ausräumen) und ein unverletzter Körper. Der Sekt schmeckt ganz fein, holunderblütig mit leichter Grapefruitnote würde ich sagen. Er schäumt derartig, dass ich mich fürchte, die Flaschen wieder zu schließen – denn beim Öffnen knallt es dann immer noch ganz gewaltig. Ob ich das nächstes Jahr noch einmal wiederhole? Fragt mich dann!