Nach dem Zweiten Weltkrieg, so habe ich gelesen, soll ernsthaft darüber nachgedacht worden sein, München am Starnberger See ganz neu aufzubauen. Das ist zum Glück (?) nicht passiert, Mietpreise wie in Zürich wären das geworden. Trotz der vielen Villen mit Seegrundstück gibt es noch etliche frei zugängliche Uferstellen und Badeplätze am größten Gewässer des Fünf-Seen-Landes. Mit der S-Bahn ist man in mehr oder weniger als einer Stunde in einem der Orte am Westufer des früheren Würmsees. Nach einem kleinen Fußmarsch bei sonnigem Wetter kann man dort ins Wasser hupsen. Mich interessierte diesmal jedoch eine kleine Insel vor Feldafing. Bis 1978 gehörte sie noch den Wittelsbachern, dann kaufte der Freistaat Bayern sie ihnen ab: die Roseninsel. Mit der S 6 (Richtung Tutzing, die Endhaltestelle) ging es nach Feldafing, dort entgegengesetzt der Fahrtrichtung zur Unterführung und durch sie hindurch. Ich folgte den Schildern „Zum See“, die mehr oder weniger gut zu finden sind. Von der Seestraße aus führte ein Wanderweg am Golfplatz vorbei durch einen Wald. Schon bald schimmerte der See hinter den Bäumen durch. Nach einem Stückchen auf der Uferpromenade, stand ich recht unvermittelt vor der Fähranlegestelle. Die Fähre lief gerade ein – allerdings gab es schon reges Gedränge für die nächste Überfahrt Richtung Insel. Deshalb kaufte ich erst mal eine Karte und sah zu, wie die Fähre wieder ablegte, die Roseninsel ansteuerte, ihre Fracht auslud, Rückkehrer einlud und dann zurück zu uns ans Festland kam (Warum hatte ich dabei nur „Don’t pay the ferryman“ im Kopf?). Bei der nächsten Fahrt übern See ungefähr eine Viertelstunde später war ich dann dabei. Der Fährmann – doch, den würde ich immer vorher bezahlen – erzählte ein wenig von der Geschichte der Insel (ja, Sisi und König Ludwig II. lustwandelten dort), den alten Rosensorten und dem Casino, eine Art luxuriöses Sommerhaus. Er erwähnte auch, dass die Insel letztes Jahr aufgrund der prähistorischen Pfahlbauten am Ostufer zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Das Unterwasser-Denkmal ist nur bei extremem Niedrigwasser zu sehen – mehr Informationen gab es dann auf einer Schautafel vor Ort. (Ich musste auch an einen Bericht über Jahrtausende alte Einbäume denken und eine Frau, die in unserer Zeit Einbaumfahrten auf dem Starnberger See anbietet. Ob ich mir so eine Fahrt zutrauen würde????)
Die Insel ist winzig und recht schnell einmal umrundet. Es eröffnen sich aber immer wieder weite Ausblicke auf den See, die Berge. Viel mehr Zeit habe ich im Rosengarten verbracht, der, wie die gesamte Gartenanlage, von Peter Joseph Lenné geplant wurde. An den alten Rosensorten, darunter rosa-magenta gestreifte, ganz plüschige und tief lilafarbene, konnte ich mich kaum sattsehen, geschweige denn -riechen. Die Rosen wachsen in einer Art Labyrinth, in dessen Mitte eine blau-weiße Säule aus Glas mit goldenen Verzierungen und Skulptur aufragt. Das Casino wäre auch zu besichtigen gewesen, aber der Andrang war mir zu groß. Deshalb fuhr ich über den See retour und wanderte Richtung Tutzing. Ein nettes älteres Ehepaar hatte mir an der Fährstelle erzählt, es sei der schönste Abschnitt zum Wandern, da es tatsächlich immer am Seeufer entlanggeht. Am Sonntag hatte ich an den engeren Uferstellen allerdings mit einigen Radelrambos zu kämpfen. Wo wollen die nur alle so rasend schnell hin? In Tutzing musste ich ein Stück der Hauptstraße folgen, bevor es am Kustermann-Park wieder runter zum See ging. Zum Abschluss meines Ausflugs hatte ich mir in den Kopf gesetzt, noch einen Kaffee auf der „Tutzing“ zu trinken. Ein Verein hat das Schiff 1998 von der Bayerischen Seenschifffahrt für eine Mark gekauft, am Ufer festgemacht und dann renoviert. Heute finden auf dem schwimmenden Café und Bistro Kulturveranstaltungen statt (sonntags gibt’s Musik-Matineen). Mir gefällt es, dort einfach an Deck zu sitzen, die Beine baumeln zu lassen und mir in aller Ruhe das bunte Treiben auf dem See anzuschauen.
Und das habe ich ausgiebig gemacht.