Unser Plan war ein beschaulicher Spaziergang im Schlosspark Oberschleißheim. Und uns zu informieren, wann eigentlich der „Blaue Kurfürst“, ein schlosseigener Zwetschgenschnaps, und das „Renatuswasser“, Hochprozentiges aus alten Apfelsorten wie Danziger Kantapfel, roter Astrachan oder roter Bellfleur, die auf dem Gelände wachsen, gebrannt werden. Schon bei der Anfahrt auf das Schlossgelände war es wesentlich voller als sonst. Uns war klar, hier ist was los: Unversehens fanden wir uns mitten in der „Historischen Jagd- und Kutschengala“ wieder. So belebt haben wir das Schlossgelände noch nie gesehen, und es stand ihm vorzüglich. Verschiedene Kutschen kreuzten unseren Weg und Adlige, scheinbar aus der Barock- und Rokoko-Zeit, mit bewaffneter Leibgarde, Bürgerliche und fesche Frauenzimmer im Damensattel (vom Verein „Reiten im Damensattel“, wie ich zu Hause nachlesen konnte). Auf den Schlosswegen raste eine Polizei-Pferdekutsche hinter wem auch immer her, auf den erhöhten Wegen folgte eine Jagdgesellschaft in roten Jacken ihrer Hundemeute. Eine Gruppe spielte die „Trompe de Chasse“, ein Jagdhorn, wie eine der Spielerinnen mir kurz vor ihrem Fototermin noch erklären konnte, das in Frankreich eine lange Tradition hat. Für meine Ohren klang es durchdringender als unsere Jagdhörner (nicht, dass ich die oft höre).
Der Ausflug in eine etwas andere Zeit und mir fremde Welt, machte Hunger. Mehrere Standel sorgten für das leibliche Wohl mit einem reichhaltigen Kuchenbüffet und Rostbratwürstchen vom Grill. Spaßiges Intermezzo dort: Der Grillmeister riet einer Dame vor mir dringend zu den roten Würsten, woraufhin diese meinte: „Alles klar, die müssen weg.“ Der Grillmeister: „Nein, nein, die schmecken einfach viel besser.“ Und in sich hineingrummelnd: „Ich esse nur rote.“ Nun bin ich aber ein Fan der weißen Bratwurst und wagte es, die zu bestellen. Daraufhin der Grillmeister: „Sie werden es bereuen!“ Während ich überlegte, ob die Wurst nun wirklich so schlimm schmecken würde, oder er nur seine eigene Vorliebe empfehlen wollte, sprang ihm seine Assistentin bei und bekräftigte: „Ja, sie werden es bereuen.“, um dann nachzusetzen: „Geschmacklich jedenfalls.“ Nun lag die Wurst schon in der Semmel und ich ging das Risiko ein und aß sie. Sie schmeckte, wie eine weiße Rostbratwurst eben schmeckt. Bisher zeigten sich auch keine irgendwie auffälligen Spätfolgen. Ein Schlossschnaps, um dieses Verkaufsgespräch zu verdauen, wäre aber recht gewesen. Brennsaison für die Edelbrände ist übrigens Ende Januar bis Ende Februar. Der Museumsladen hält sie in den Öffnungszeiten des Schlosses bereit.