Kleine Glückssuche

Wie wir seit neuestem wissen, wohnt das Glück in Hamburg. Trotz Schietwetter sind die Hanseaten mit ihrem Leben am zufriedensten. Warum das so ist, lässt sich im „Glücksatlas 2012“ der Deutschen Post nachlesen. Ein Rezept fürs kleine Glück, das durch den Magen geht, fand ich bei Herrn Buddenbohm. Und, da gerade alle Zutaten im Haus waren und Münchner auch glücklich sein wollen, wurde es am Samstag nachgekocht. Den geschmolzenen Zucker habe ich wegen der Spritzgefahr erst mal mit weißem Traubensaft aufgegossen. Gespritzt hat es nicht, dafür lag ein massives Riesenkaramellbonbon im Topf. Es hat sich aber in der Flüssigkeit, jetzt kam auch der Holunderbeerensaft dazu, wieder aufgelöst. Nachdem ich die Birnen dazugegeben hatte, musste ich alle paar Minuten in den Topf schauen: wie die tieflila Farbe in das weiße Birnenfruchtfleisch sickert, ist einfach faszinierend. Es duftet herrlich und schmeckt himmlisch: Holunderbirnen als Glücksfaktor sollten in kommenden Studien unbedingt berücksichtigt werden! Übrigens: Holunderbeerensaft in Bio-Qualität bekomme ich das ganze Jahr über in der Drogeriemarktkette mit den zwei Buchstaben.

Am Sonntag fuhren wir mit dem Radl durch die Fröttmaninger Heide, einem Stück Norddeutschland im Münchner Norden, okay, die Alllianz Arena macht die Illusion zunichte. (Zu meinem Erstaunen lese ich bei Wikipedia, die Fröttmaninger Heide zähle zu den größten zusammenhängenden Grasheiden Mitteleuropas!) Die Wege durch die flache Heidefläche mit nur wenigen Bäumen sind recht holprig. Sie zu verlassen, ist keine gute Idee: Kampfmittelräumdienste finden dort noch immer Granaten und Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. H. erzählt, früher hätten auch Panzer den Weg gekreuzt, da das Gelände Übungsplatz der Bundeswehr war. Als wir eine Autobahnbrücke unterqueren wollen, versperrt uns eine Schranke den Weg: Schilder warnen vor Munitionsresten. Unser Ziel, über Ismaning an die Isar bei Bogenhausen (St. Emmeramsmühle) zu fahren, erreichen wir an diesem Tag nicht. So zieht es uns zum Frühschoppen an den Flugplatz in Oberschleißheim. Am schlichten, kleinen Biergarten dort knattern direkt hinterm Gartenzaun Kleinflugzeuge zur Startbahn oder kommen nach dem Landeanflug auf dem Weg zum Hangar daran vorbei, Segelflugzeuge werden am Seil hoch in den Himmel gezogen.  An manchen Tagen sind es die “Tante Ju” und eine Antonov, die dort abheben. In der Ferne reihen sich Linienflugzeuge wie an einer Perlenschnur zum Landeanflug auf den Münchner Flughafen auf. An diesem Sonntag zogen sie fast im Tiefflug über den Biergarten hinweg und drehten dort in die Einflugschneise. Wir vermuteten schwierige Windverhältnisse. Daheim fanden wir heraus, dass in Ismaning eine Weltkriegsbombe gefunden und der Luftraum (wohl zum Teil) gesperrt worden war.