Valentin mit F

Gestern wurde anlässlich des 120. Geburtstags von Liesl Karlstadt (eigentlich Elisabeth Wellano) im Bayerischen Fernsehen die Verfilmung ihres Lebens und die ihres Bühnenpartners, des berühmten Münchner Komikers und künstlerischen Allroundtalents Karl Valentin gezeigt. Für alle Nicht-Bayern: Sein Name wird „Falentin“ ausgesprochen (sagt man dann eigentlich auch „Falentina“?), der Komiker selbst hat dazu folgende Erklärung parat: „Nenn mich nicht Walentin, du nennst ja auch nicht deinen Vater Water!“ Sein absurder Humor, seine intelligenten, manchmal auch nachdenklich stimmenden Wortspiele und Lebensweisheiten (mein Lieblingssatz: „Gar nicht krank ist auch nicht gesund.“) erfreuten die Menschen seiner Zeit und sind auch heute noch nicht aus der Mode gekommen. „Das ist ja wie beim Buchbinder Wanninger“ hat, zumindest in Bayern, wohl schon so mancher im Büro gehört oder sich selbst gedacht, wenn er beim Telefonieren endlos weiterverbunden wird. Karl Valentin, der eigentlich Valentin Ludwig Frey hieß, wurde 1882 in der Au geboren und war gelernter Schreiner. Er hängte diesen Beruf aber schon bald an den Nagel (der ist übrigens im Valentin Karlstadt Musäum im Isartor ausgestellt) und wurde „Wortzerklauberer“, schrieb Sketche und Theaterstücke (oft inspiriert von der zehn Jahre jüngeren Liesl Karlstadt, wenn er nicht gar ihre Ideen übernommen hat).

Rein äußerlich fiel Valentin durch seine klapperdürre Gestalt auf, was er bei den Aufführungen noch mit einer von ihm entwickelten, wunderlichen Körpersprache unterstrich. Vor den Auftritten schüttelte ihn Lampenfieber, Liesl Karlstadt, die nicht nur auf der Bühne seine Partnerin war, soufflierte ihm häufig den Text. 1915 leitete Valentin das Kabarett Wien-München und arbeitete 1922 mit seinem Freund Bertolt Brecht an den Münchner Kammerspielen. Valentin war auch als Filmproduzent tätig: In seinem eigenen Filmstudio drehte er 40 Kurzfilme. Der Stummfilm „Karl Valentins Hochzeit“, eine bissige Satire auf die Ehe, war 1912 sein Erstlingswerk. Sein Kuriositätenkabinett „Panoptikum“, eine Art Grusel- und Lachkeller, das er 1934 auch mit dem Geld von Liesl Karlstadt eröffnete, ging nach einem Jahr pleite. 1935 erlitt Liesl Karlstadt einen Nervenzusammenbruch und stürzte sich in die Isar. Sie wurde gerettet, in die Nervenklinik an der Nussbaumstraße eingeliefert und erholte sich nur langsam. Erst als sie das Bühnenleben (und Valentin) hinter sich ließ und als „Stabsgefreiter Gustl“ bei den Gebirgsjägern in Tirol Maultiere pflegte, gewann sie ihre Stärke zurück. Karl Valentin, der bis 1941 mit seiner neuen Bühnenpartnerin Anne-Marie Fischer zusammenarbeitete, trat 1941–1947 nicht mehr öffentlich auf. Er lebte mit seiner Familie zurückgezogen in einem Haus in Planegg. Im Jahr vor seinem Tod rauften sich Karlstadt und Valentin noch einmal zusammen und standen wieder gemeinsam auf der Bühne. Der letzte Auftritt fand  kurz vor seinem Tod im Februar 1948 statt: Valentin starb an einer Lungenentzündung, nachdem er – stark unterernährt – versehentlich in einem unbeheizten Theater in Haidhausen eine Nacht lang eingeschlossen war. Tiefer in Leben und Werk des Komikerduos können Interessierte im Valentin Karlstadt Musäum eintauchen. Die Ausstellung ist so umfangreich, dass ein Tag nicht ausreicht, es gibt immer wieder was Neues zu entdecken (findet den „Marmorkuchen“ oder ergötzt euch an der geschmolzenen Schneeplastik, den Filmen!). Erwachsene zahlen 2,99 Euro Eintritt, Kinder, Schüler und Studenten 1,99 Euro. 99-jährige Pfennigfuchser bringen ihre Eltern mit: Dann haben alle freien Eintritt. Und das Must-have passend zur Saison: der Winterzahnstocher, auch als Weihnachtsgeschenk sicher gern auf jedem Gabentisch gesehen!