Das goldene Leuchten

Daniel-Pöppelmann-Haus, Rijksmuseum in Amsterdam, Kunsthalle Bielefeld, Eremitage in Leningrad, Tretjakow-Galerie in Moskau, Guggenheim, Whitney Museum und Museum of Modern Art in New York – ich habe schon richtig viele Kunstmuseen besucht. Früher, weil es zu Schulausflügen, später zum Sightseeing dazugehörte oder wir als Studenten unseren Eltern Kultur bieten wollten (Wobei ein Vater über Picasso so urteilte: „Der war doch bekloppt!“). Zugang zu Künstlern und ihren Werken hatte ich nur selten. Ich erinnere mich an die Nagelbilder von Günther Uecker, „It was green and blue“ von Georgia O’Keeffe, die späten Gemälde von William Turner und die Fotografien von Ansel Adams. Echtes Interesse an Kunst bekam ich durch eine Freundin, die selbst malte. Kunst war für sie nichts Abstraktes, sie ging in Museen, um zu sehen, wie hat er/sie das gemacht, was wohl gedacht, was sich getraut, wie hat er/sie gelebt, gibt es da einen Zusammenhang mit dem Werk, was ist mit Farbe möglich, was mit anderen Materialien, was spricht mich an, was nicht. Das war eine offene Herangehensweise an künstlerisches Schaffen, das nichts mit Kunstkritik oder Ehrfurcht zu tun hatte, eher mit Neugierde und Staunen darüber, welche Felder oder Welten Kunst eröffnen kann.

Mit ihr lernte ich nicht nur die Villa Stuck, sondern auch das Lenbachhaus kennen, zwei Museen, die einst Wohnhäuser sogenannter Münchner Malerfürsten waren. Unvergessen in der Villa Stuck eine Ausstellung zur Kunst der Aborigines mit Konzert eines Didgeridoo-Spielers, den ich später im Film “Priscilla – Königin der Wüste” wiedererkannte. Im Lenbachhaus natürlich die Gemälde des “Blauen Reiter”. Beide Häuser haben auch wunderschöne Gärten, der vom Lenbachhaus war immer wie eine kleine Oase, in der man kurz auftanken konnte. Dementsprechend entsetzt war ich, als ich zum ersten Mal  sah, wie das Lenbachhaus entkernt und daran herumgebaut wurde. Noch skeptischer machte mich der moderne Ergänzungsbau. Allerdings versuchte er mich mit goldenem Leuchten auf der Fassade gnädig zu stimmen. Erst heute war ich mal wieder am Königsplatz, um mir zumindest von außen einen weiteren Eindruck zu verschaffen: Es ist nicht so schlimm wie befürchtet. Farblich passen die ganz unterschiedlichen Gebäudetypen gut zusammen (selbst die Überwachungskameras sind vom Ton her eingebunden), das Auge mag zwischen den Architekturstilen hin und her wandern. Meinen Begleiter erinnerte der neue Trakt an die Fünfziger Jahre, was auch am Schriftzug über dem Eingang liegen kann. Mich interessieren jetzt hauptsächlich zwei Dinge: Wird der lauschige Garten wieder öffentlich zugänglich sein und wie sieht es im Haus aus? Eröffnung ist am 8. Mai – ich bin gespannt.