Lenbachhaus Innenschau

Das Wichtigste vorab: Der Bürgeraufstand fällt aus! Der Garten des Lenbachhauses kann weiterhin umsonst betreten werden, wie Ilse recherchiert hat. Man geht dafür im Erdgeschoss einfach durchs Museum. Ich war gestern so von den vielen Eindrücken geflasht, dass ich vergessen habe, genauer nachzufragen. Nachdem wir trotz langer Schlange erstaunlich schnell im Museum waren, begeisterte mich die große Eingangshalle sofort: Wie hier die Villa als Haus im Haus eingebettet ist, ganz und gar wunderbar. Originell finde ich das stuckumrahmte Fenster in der terracottafarbenen Wand der Villa: Es gewährt einen Blick ins 19. Jh., auf die Räume des Malerfürsten Franz von Lenbach, und macht zugleich die Menschen, die dort im ersten Stock nach unten in die Eingangshalle schauen, zu modern-historischen Gemälden. Sicher zum meist fotografierten Objekt wird das „Wirbelwerk“ von Olafur Eliasson werden: Das eiszapfenartige Lichtgebilde aus Glas- und Metallplättchen schimmert in allen Regenbogenfarben. Gleichzeitig stellt es für mich eine Verbindung vom modernen zum alten Bau her.
Unser erster Weg führte uns, auch weil’s in den Räumen kreislaufunfreundlich dampfig war, in den Garten. Er erscheint grundgereinigt, irgendwie erinnere ich mehr Patina auf den Brunnenfiguren. Aber wie sagte M.: „Warte ein, zwei Winter ab, dann ist sie wieder da.“ Statt auf Skulpturen mussten wir unablässig auf Tulpen starren, eine berauschend hohe, weiße Varietät, dazwischen pink-rote Exemplare.

Vorbei ging’s an den Figuren, Pulloverbildern und Altkleiderskulpturen von Erich Wurm ins 19. Jh. Es ist in mehrere, hintereinander folgende Nischen aufgeteilt, ihre Wände passend zu den Farben der Gemälde gestrichen. Da es sehr voll war, vertieften wir uns nicht sehr, sondern machten uns auf in den ersten Stock. Unterwegs immer wieder überraschende Aussichten, Durchbrüche, also langweilig wird’s auf dem Rundgang nie. Wie immer, ratlos vor Beuys (die Schrubber, sind das die mit denen die Putzfrauen damals …), dafür umso interessierter an anderer Kunst nach 1945, vor allem an der Zusammenstellung „Ink on Paper“ von Ceal Floyer, und Rupprecht Geiger, dessen Werk ich mal vor der Renovierung im Lenbachhaus in einer Einzelausstellung kennengelernt hatte. Bei manchen Besuchern fragten wir uns, ob sie eine Art Installation waren oder zu einer Performance gehörten. Etwa die junge Dame, die über Handy laut und offen über ihr Liebesleben klagte – bis ihre Großmutter sie weiterwinkte. Komplett überfüllt war die Dauerausstellung „Der Blaue Reiter“ im zweiten Stock. Inzwischen habe ich die Bilder so oft auf Plakaten und Postkarten gesehen, dass ich es nicht recht fassen kann, wenn ich vor den Originalen stehe. Also auch hier nur flüchtige Blicke, um dann in die Gemächer des Malerfürsten Lenbach hinunterzusteigen. Wie düster und erdrückend trotz aller Pracht diese Räume doch wirken. Zum ersten Mal konnte ich nachvollziehen, wie stark der Umbruch in die Moderne damals gewirkt haben muss, von den Expressionisten bis hin zum Bauhaus, diese Explosion von Einfachheit, Farbe und vor allem Licht. Und von daher schließt sich für mich der Kreis, und die Umgestaltung des Hauses wird für mich stimmig, wenn ich selbst oben in dem stuckumrahmten Fenster stehe und in die helle, bunte Weite meiner Zeit schauen kann. “Make it more domestic”, also “Mach es gemütlicher” soll ja das Motto des Architekten Norman Foster gewesen sein. Ich finde ja, der Bau ist vor allem lichter geworden. Was meint Ihr? Wie hat es Euch gefallen?