Frühling mit Aussicht

Dort, wo heute die Altmühl vor sich hinplätschert, tummelten sich von 150 Millionen Jahren an und in einer subtropischen Flachmeereslagune kleine Dinosaurier, Ur-Garnelen und ein Brücken- oder Übergangswesen, das Forscher als Urvogel oder Archaeopteryx bezeichnen. Gefunden wurde das Fossil in den berühmten Solnhofener Plattenkalken, die auch andere Abdrücke von Pflanzen, Weichtieren und Insekten konservierten. An diesem Wochenende war Solnhofen Ausgangspunkt für eine Wanderung über den Altmühl-Panoramaweg nach Dollnstein, die das Bildungswerk des Bund Naturschutz in Bayern e.V. anbot. Da ich die Gegend auf dem Wasser schon bereist hatte, wollte ich sie jetzt mal aus einer anderen Perspektive kennenlernen und zu Fuß erkunden. Die erste Etappe führte über die wohl spektakulärste Felsformation an der Altmühl: die Zwölf-Apostel-Felsen. Tatsächlich reihen sie sich wie stumme Wächter oberhalb des Flusses aneinander und haben sich als Teil eines ehemaligen Riffgürtels gegen den Zahn der Zeit, Wind und Wetter behauptet. Der Panoramaweg erlaubt immer wieder herrliche Ausblicke auf diese Felsen, bis man schließlich selbst auf ihnen steht. Veilchen und Küchenschellen säumen den Weg, im weiteren Verlauf geht es durch eine Wacholderheide zum Maxberg, auf dem die Solnhofener Platten noch heute abgebaut werden. Wir queren ein Firmengelände, das die Kalksteinplatten in unterschiedlichen Größen lagert. Sie sehen zum Teil aus wie steinerne Papierblätter und zieren heute meist Wand- und Bodenflächen. Neu war für mich, dass der Solnhofener Stein – weil er so feinkörnig ist – in der Lithographie eine große Rolle gespielt hat, die Ende des 18. Jh. von Alois Senefelder erfunden wurde.


Wer wandert, muss auch essen und so kehrte unsere Gruppe in Mörnsheim, in einem kleinen Seitental an der Gailach gelegen, im Gasthof „Zum Brunnen“ ein (dessen Mitabeiter es schafften, 87 Leute auf einmal glücklich zu machen). Frisch gestärkt nach Bärlauchpfannkuchen, Maultaschen oder Schnitzel ging’s dann weiter über Altendorf, wo die Wallfahrtskirche Maria Elend grüßt, Hagenacker (ich erinnerte mich an die Flussschwellen der Altmühl, die dort beim Bootswandern überwunden werden mussten) Richtung Dollnstein. Der markante Burgsteinfelsen ragt dort turmähnlich empor und gilt als eines der schönsten Geotope in Bayern. Dollnstein verabschiedete uns mit einem prächtigen Osterbrunnen, der liebevoll bemalte echte Hühnereier (wie auf einem Schild ausdrücklich betont wurde) trug. Diese erste Wanderung des Jahres, mit vielen netten Gesprächen und einem „Expertenaustausch“ über Spiegelreflexkameras mit einem fotobegeisterten Schüler (ich habe viel Neues über meinen Fotoapparat erfahren) macht Lust auf mehr, ich hoffe, bald wieder die Bergschuhe schnüren zu können.