Mein wunderbarer Seen-Sommer (Teil 1)

Letztes Jahr war ich mit einem lieben Freund aus Dublin im englischen Lake District wandern. Dieses Jahr kam er zum Seen-Entdecken nach Bayern – nur wusste er davon noch nichts. Ich hatte ein kleines Lake-Hopping-Programm zusammengestellt, auf das sich P. gerne einließ, und das Wetter spielte netterweise auch mit.
Wir begannen mit einem faulen Tag am Weßlinger See: Mein Herz-und-Seelen-Gewässer ist optimal mit der S-Bahn zu erreichen und es sind von der S-Bahn-Station nur wenige Schritte bis an sein Ufer. Es gibt eine Liegewiese, der Einstieg in den See ist einfach (aber nicht an allen Stellen aus Naturschutzgründen erlaubt) und wer will kann ihn ganz durchschwimmen, eine Runde um die Belüftungsfontäne drehen oder sich auf einen Ponton im Wasser hieven und dort eine Trockenpause einlegen. Leider war das schöne Café am See geschlossen, sodass wir eine karge Mahlzeit am Kiosk einnahmen, der allerdings ganz wunderbare Sitzplätze mit Terrasse zum See hin hat und von energischen Rentnerinnen besucht wird, die einem nochmal deutlich sagen, dass Selbstbedienung auch das Abräumen des Geschirrs umfasst, ähem.
Super erholt, freuten wir uns auf unser nächstes Ausflugsziel: Eine Freundin hatte mir vom Kirchsee (übrigens ein Zungenbeckensee aus der Würmeiszeit, das Wort hat mich so entzückt, das musste ich jetzt einfach unterbringen) bei Sachsenkam vorgeschwärmt. Schwimmen vor Bergpanorama, Essen im Biergarten des nahe gelegenen Kloster Reutberg, das klang doch recht lauschig. Einziger Wermutstropfen, meinte sie, man kann diesen See nur per Auto erreichen. Das wollte ich nicht glauben und fand eine BOB- und Busverbindung, die uns direkt vors Kloster bringen sollte. Tja, nur kam der Bus nicht. Ein paar Einwohner an der Bushaltestelle in Reichersbeuern warteten auch umsonst. Während sie dann nach Hause gingen, schlugen P. und ich uns mit in England getesteten und für gut befundenen Mitteln (Smartphone-Navi plus mein mir angeborener ziemlich guter Orientierungssinn) durch die Wildnis. Kaum drei Stunden später, nach zackigem Fußmarsch durch abwechselnd dichtes Gestrüpp, auf idyllischen Waldwegen und entlang viel befahrener Straßen trafen wir gut durchglüht und ein klitzeklein wenig ausgedörrt am Klosterbräustüberl ein. Dort gönnten wir uns ein Gelage mit Wurstsalat, Backhendl, Hollerschorle und klostereigenem Bier bei fantastischem Fernblick. Wieder zu Kräften gelangt, ging es dann in noch einmal ca. 1 Stunde an den Moorsee, wo wir uns abkühlen und auf dem Steg sonnen konnten. Übrigens wird der See nach dem flachen Einstieg erst tief, aber danach reicht er einem zum Teil wieder nur bis zum Knie, was von Weitem ein wenig nach „auf dem Wasser gehen können“ aussieht. Schon bald trieb uns der Busfahrplan wieder auf die Straße und uns die Frage um: Würde der Bus um die angegebene Zeit tatsächlich in Sachsenkam eintreffen? Nicht nur das, er brachte uns auch in rasanter Fahrt und überpünktlich zurück nach Holzkirchen und zur BOB.


Den dritten Badetag gingen wir gemächlicher an und fuhren mit der S-Bahn nach Starnberg. Nach kurzem Blick auf Uferpromenade und Bahnhofsgebäude marschierten wir Richtung Söcking und dann durch die Maisinger Schlucht. Diese Wanderung ist an heißen Tagen äußerst empfehlenswert: Ein recht langer Abschnitt führt durch den Wald entlang des Maisinger Bachs und ist einfach zu bewältigen. Gutes Essen (wir hatten unter anderem den Obatzdn mit reichlich roten Zwiebeln, leider passte dann der Maisinger Mirabellenkuchen nicht mehr) serviert der Maisinger Seehof, die Bierbänke stehen auf einer Art Deich direkt oberhalb des Sees, der einen mit seinem Glitzern zum Eintauchen einlädt. Er ist ein Moorbiotop, es gibt einen Einstieg (ziemlich glitschig) und ein kleines Sprungbrett ins kühle Nass, in dem Seerosen und gelbe Teichrosen sich träge hin- und her bewegen. Zum Trocknen lagen wir am Hang und fühlten uns danach wieder fit genug für einen Fußmarsch nach Pöcking. Mit der S-Bahn fuhren wir dann noch nach Tutzing, wo mir Kaffee und Kuchen auf dem Museumsschiff Tutzing vorschwebte. Aber: Es war – aus unerfindlichen Gründen – geschlossen (ich vermute mal, die Hitze). So ließen wir den Tag auf der großen Wiese nahe der Kustermannvilla ausklingen und verbrachten zurück in München den Abend im Biergarten um die Ecke.

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