Winter-Moos

Als Flachländerin habe ich es versäumt, Skifahren zu lernen. Schneeschuhwandern würde mich mal reizen, aber eine fünfstündige Tour, die ein Anbieter im Programm hatte, war mir für den Einstieg dann doch ein wenig zu lang. So zog es den Niederrheiner und mich am Sonntag zum einfachen Wandern ins Murnauer Moos. Das blaue Land, wie die Gegend um Murnau sich nennt, war, ihr ahnt es schon, ziemlich weiß, aber nicht weniger reizvoll. Wir parkten nahe des „Ähndel“, wie das Ramsachkircherl am Moos genannt wird, und machten uns auf den 12,5 km langen Moos-Rundweg. Die Wege waren nicht geräumt, aber zum Glück hatten ein paar Wanderer vor uns den Schnee schon ein wenig platt gelaufen, das Gehen war also ganz angenehm. Meine Augen hatten anfangs ein wenig Mühe mit dem vielen Weiß, doch dann konnte ich mich an den reizvollen Landschaftszeichnungen erfreuen, deren Anmutung mich zum Teil an chinesische oder japanische Tuschmalerei erinnerte. Die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ hat sich hier inspirieren lassen, und Franz Marcs Modelle für sein Bild „Hocken im Schnee“ stehen nach wie vor auf den Feldern des Moos, allerdings sind sie nicht ganz so farbenfroh (Ich habe ja lange Zeit geglaubt, das Gemälde zeige Birnen im Schlafrock oder unter einer Sahneschicht). Apropos Essen: Wir hatten Schinkenbrote und heißen Tee dabei und vesperten zwischendurch mit Blick auf Berge im Nebel.

Hakeliger zu gehen wurde es dann im Langen Filz: Ein Bohlenweg führt hindurch, auch er in diesem Winter natürlich komplett zugeschneit, weshalb wir ab und zu abrutschten und unverhofft ins Nichts traten. Kurz darauf schon liefen wir durch eine Siedlung, überquerten einen Bahndamm und kamen auf den Panoramaweg. Weit, weit kann man übers Land blicken, den Augen Auslauf geben, sie nach Herzenslust schweifen lassen. Im Sommer erinnert mich der Ausblick an ein Bild, das mir meine Eltern als Kind gemalt haben: Eine weite Landschaft mit Blick auf die Berge, in die ein geschlängelter Weg führt, den ein einfacher Kuhweidenzaun säumt. Rechts ein Teich mit Enten und darüber verstreut m-förmige Linien, die Vögel andeuten sollen, für mich aber immer Schwalben waren. Entlang des Rundwegs hat der „Verschönerungsverein Murnau e.V.“ mehrere Sitzbänke aufgestellt. Sie laden nicht nur zum Ausruhen ein, sondern mit verschiedenen Zitaten auf den angebrachten Plaketten auch zum Nachdenken. Nach Kaffee und Kuchen in der Gaststätte am „Ähndel“ ging’s dann zurück nach München, wo ein Ziehen in den Beinen, Knien und den Schultern mir zeigte, wie wenig ich langen Schneewanderungen gewachsen bin – noch!