Dreiklang-Essen

Entenbrust auf Spinat mit Granatapfel – dieses Gericht, das ich mal vor Jahren bei einem Münchner Italiener gegessen hatte, stand heute auf meinem Speiseplan. Ich erinnerte mich daran, als ich letztens einen Granatapfel gekauft hatte und kurz darauf Tiefkühlspinat besorgte. Heute kam noch die Entenbrust dazu und schon konnte es losgehen. Es hat zwei Gründe, warum mir dieses Essen so gut im Gedächtnis geblieben ist: Einmal war es dieses tolle Farbenspiel von Grün und Rot und dann diese seltsame Begebenheit. Wir sind damals in einer Mittagspause von einem Seminar zu dem Italiener gegangen, saßen dort, hatten bereits bestellt, als eine weitere Seminarteilnehmerin ins Restaurant kam. Der ansonsten freundlich wirkende Padrone sah sie an und erteilte ihr umgehend Hausverbot. Nicht nur die Frau, auch wir waren alle ziemlich perplex. Der Chef erklärte sich auch nicht, er wollte sie einfach nicht in seinen Räumen haben – es war ihr allererster Besuch dort, oder zumindest der Versuch davon. Ich rätsle noch heute, was wohl losgewesen sein könnte …

 

Wie auch immer, ich ritzte die Hautseite der Entenbrust ein, salzte und pfefferte sie. In einer Pfanne wurde sie erst auf der Hautseite scharf angebraten, dann auf der Fleischseite. Sie kam nun in der ofenfesten Pfanne bei 80 °C für 45 Minuten in den Backofen. Das ließ mir genug Zeit, mich um den Spinat und den Granatapfel zu kümmern. Ich schwitzte eine Zwiebel an, gab einen Doppelblock TK-Spinat hinein, einen Schluck Wasser, Salz, Pfeffer und später drückte ich noch eine Knoblauchzehe dazu. Während das Grüngemüse vor sich hin dünstete, kam der Granatapfel unters Messer. Ausgerechnet heute hatte ich gelesen, wie „einfach“ die Kerne auzulösen seien. Ich habe ja schon etliche Erfahrung damit und dachte nach dem Lesen, wie hübsch, das probiere ich direkt aus: Der Granatapfel wird einmal rund um seinen Äquator, sozusagen, mit einem Messer eingeritzt, soll dann gegeneinander verdreht werden, wobei sich die Hälften leicht voneinander lösen. Die beiden Hälften dreht man dann mit der offenen Kernseite nach unten über eine Schüssel und klopft dann mit einem Holzlöffel auf die Schale, wobei die Kerne nur so purzeln sollen. Soweit die Theorie. Vielleicht bin ich ja zu schwach, um Granatapfelhälften gegeneinander zu verdrehen. Der Saft, der aus dem Schlitz in alle Richtungen weit in die Küche spritzte, ist aber auch nicht so toll. Ich brach die Frucht schließlich entzwei. Zweiter Teil des Auslösens: Ich klopfte mir einen Wolf und kein Kern purzelte. Kleinteilige Handarbeit war dann die Lösung mit Herausfieseln der Trennhäute, ist aber machbar. Ach und die Granatapfelkerne sind mir jede Mühe wert, es ist doch fast so als hätte man essbare Rubine, äh, natürlich Granate, vor sich. Die Ente war inzwischen auch so weit und wurde in dünne Scheiben geschnitten: Alles hübsch angerichtet war das ein schnelles abendliches Luxusessen. Ja, vielleicht ist der Granatapfel nur eine hübsche Spielerei, aber schließlich isst ja auch das Auge mit, und dieses Grün und Rot, ich könnte mich reinlegen. Und zum Nachtisch gibt es die zweite Mammutfolge „Top of the lake“ von Jane Campion.

 

Update 2.12.2013: So, mittlerweile habe ich den Tipp von Trolleira ausprobiert und den Granatapfel unterwassergepult. Und was soll ich sagen, es ging fast ohne Spritzer ab (manchmal spritzt der Granatapfel halt schon beim Einritzen). Mein einziges Bedenken war ein evtl. Vitaminverlust der Kerne, und ja, man muss sie nach dem Wasserbad entweder abtropfen lassen oder trockentupfen – aber was ist das schon im Vergleich zur sonstigen Saftsauerei. Noch mal danke für die durch und durch parktikable Anregung!