Im Brau-Labyrinth

Bei meinem Besuch des Eiswerks im Rahmen der Ersten Münchner Bierinseln wurde mir ja dringend eine Besichtigung der Paulaner Brauerei ans Herz gelegt. Bevor sie aus Expansionsgründen nach Langwied rauszieht (Mitte 2016 soll dort der erste Sud eingebraut werden), wollte ich sie mir also gerne noch an ihrem alten Standort ansehen. Ich meldete mich zu einer entsprechenden Veranstaltung 14 Tage vor Weihnachten bei der Volkshochschule München an. Man kann sich auch direkt bei Paulaner anmelden und bildet dann mit weiteren Besuchern eine größere Gruppe. Oder, wie in meinem Fall, werden VHS- und Paulaner-Gruppe (ca. 30-40 Leute) zusammengelegt. Wir warteten geduldig vor dem Eingang zur Paulaner-Brauerei in der Falkenstraße und bekamen Neon-Westen mit dem Aufdruck „Besucher“ bzw. „Brauerei-Besichtigung“. Nach einem kurzen Einführungsfilm im Eiswerk, der uns über den Brauvorgang an sich, die Paulaner-Brauerei (seit 1634 wird in der Au und am Nockherberg gebraut), die Paulaner-Bierspezialitäten, wirtschaftliche Faktoren und Verhaltensregeln bei der Besichtigung aufklärte, ging die Erkundungstour los. Wir legten unseren Kopf vor den Malz-Silos in den Nacken (früher hat Paulaner vor Ort noch selbst gemälzt, was später wegen Beschwerden aus der Nachbarschaft – der Geruch! – geändert wurde), blickten im Sudhaus in die kupfernen Sudkessel und stiegen schließlich hinab in den Gärkeller – was für mich der aufregendste Teil der Führung war.


Unser Weg führte durch einen engen Tunnel, der quasi unter der Ohlmüllerstraße liegt und in den Nockherberg führt – für Uneingeweihte ein unüberschaubares Labyrinth. Dort, tief unter der Erde, sagte der Brauerei-Mitarbeiter fast ein wenig wie nebenbei, falls er anfangen sollte zu rennen, sollten wir ihm sofort hinterherlaufen, dann sei CO2-Alarm. Ganz so heikel, wie das klingt, ist es sicher nicht: Die Luft im Gär- bzw. Lagerkeller wird ständig kontrolliert und es leuchten „Ampeln“: Zeigen sie Grün an, ist alles o.k., bei Gelb wird’s dann wohl schon kritisch und bei Rot ist man hoffentlich bereits aus der Gefahrenzone. Früher, so erfuhren wir – ich hatte dabei die Ampeln immer fest im Blick –, wurde der CO2-Gehalt der Luft mit Spatzen getestet oder … Dackeln, was verschiedene Darstellungen von brauenden Mönchen mit dieser Hunderasse erklärt. Während die Vögel, die am Boden abgestellt waren (CO2 sammelt sich zunächst dort an), wahrscheinlich direkt tot umkippten, konnten schwankende Hunde unter den Arm geklemmt und mit ins Freie gerettet werden. Als wir die dicht schließenden Türen zum Gärkeller hinter uns gelassen hatten und an der Vitrine mit Sauerstoffmasken vorbeigegangen waren, führte unser Weg über mehrere Stockwerke hinauf zur Bierabfüllanlage. Mit Romantik hat so eine riesige Brauerei, die jährlich 2 Mio. Hektoliter Bier braute und es weltweit vertreibt, nicht viel zu tun: Es sieht ein wenig aus, wie in einer Chemie-Fabrik mit all den Rohren, Röhren, Verkabelungen und Hightech-Maschinen sowie den wenigen Menschen, die „unter Tage arbeiten“. Wir stiegen weiter die Treppen hoch und kamen, Überraschung, oben auf dem Nockherberg ans Tageslicht. In der Betriebskantine beschlossen wir die Brauereiführung bei Leberkäs mit Kartoffelsalat und einem Bier nach Wahl – das ist mit im Preis für die Besichtigung (8 Euro bei Direktanmeldung Paulaner) enthalten. Ich trank ein Hefe-Weißbier Dunkel, das ich übrigens auch für Biergulasch entdeckt habe. Doch dazu ein anderes Mal.