Schneeweiße und Rosenröte

Das war eine Punktlandung: Mit Umstellung auf die Winterzeit fiel der erste Schnee. Spätestens jetzt, dachte ich, sollte ich Hagebuttenmarmelade machen. Immerhin ist das „Männlein aus dem Walde“, die Frucht der Rose, ziemlich Vitamin-C-reich (gekocht und mit Zucker vielleicht nicht mehr so sehr, aber trotzdem lecker). Auf dem Viktualienmarkt gab es in den letzten Jahren beim Rottler immer Hiffenmark aus dem Eimer, es wurde kilogrammweise verkauft. Das war sehr praktisch, denn: Hagebutten von den Kernen und den Härchen in ihrem Inneren zu befreien, ist ziemlich mühsam, glaube ich. Zu meiner Überraschung wird das Hagebuttenmark jetzt nur noch in 350-g-Gläsern verkauft. Die Standlfrau konnte mir nicht sagen, warum das so ist, und der Chef war gerade in ein Gespräch vertieft. Vielleicht hat es etwas mit der Haltbarkeit zu tun, weil mir die Verkäuferin mehrmals versicherte, das Mark aus dem Glas würde keine Benzoesäure enthalten. Zu Hause mischte ich das Mark dann mit dem Saft von zwei Orangen (Vitamin C!) und fügte 500 g Bio-Gelierrohrzucker 1 plus 1 dazu. Den Zucker wollte ich einfach mal testen. Das Ganze habe ich verrührt, 4 Minuten geköchelt und die Masse dann heiß in Gläser abgefüllt. Einen kleinen Rest musste ich direkt probieren, das hätte ich vorher mit dem Orangensaft auch besser getan. Der war anscheinend ein bisschen laff. Normalerweise gibt er der Marmelade so eine spritzige, aber nicht zu aufdringliche Note, die mir diesmal fehlte. Oder war es der Zucker? Irgendwie schmeckte alles viel süßer als sonst.

 

Am Sonntagmorgen war aus dem Mehlbeerenbaum auf der Terrasse eine Trauerweide geworden, so sehr bog er sich unter der Schneelast. Ich versuchte kurz ihn freizuschütteln und ging als Schneefrau ins Badezimmer, um mich freizuschütteln. Dann zog es mich nach draußen, zum Fotografieren – wobei ich die ersten umgeknickten Bäume und abgebrochenen Äste entdeckte. Meine Idee, an die Isar runter zu gehen, verwarf ich deshalb und drehte eine Runde um den Block. Sie dauerte ein paar Stunden, da es so viele, nahezu unwirkliche Bilder gab. Erst fotografierte ich mir die Finger kalt und dann warm. Immer wieder landeten Krähen auf den tiefverschneiten Bäumen, deren Zweige unter dem zusätzlichen Gewicht zum Glück nicht nachgaben. Eigentlich wollte ich ja an diesem Wochenende die Terrasse winterfest machen, das verschiebe ich jetzt auf Mitte der Woche, wenn’s wieder taut.

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