Frühling, ja du bist’s!

Denkste, antwortete der. Ich bin schon groß und will direkt ein Sommer sein. Aha, auch eine Jahreszeit kann also in die Pubertät kommen und lässt’s dann mal anfallsweise so richtig krachen: Temperaturen bis zum Anschlag, stahlblauer Himmel, Asphalt zum Kochen bringen und für jeden die passende Schwitzattacke in der Hinterhand. Wie mit dem Halbstarken umgehen? Cool bleiben und möglichst früh am Morgen einen Ausflug auf die Theresienwiese machen: Genießen, dass es während des alljährlichen Riesenflohmarkts diesmal nicht regnet und man unterm Schirm schlottern muss. Hemdsärmelig von Schatten- zu Schattenoase hüpfen und sich verfluchen, dass man Sonnencreme und -brille vergessen hat. Sich ablenken lassen von Männern, die im Paillettenkleid singen und mit einer Regenbogenfrau tanzen, von blauen Rüschenvasen, gefallenen Engeln und Eiscreme, die am Himmel schwebt. Wohin du auch blickst, überall blinzelt dir das Riesenrad vom Frühlingsfest nebenan zu. Und hast du’s nicht gesehen, schon sitzt du in einer Gondel. Es geht gemächlich und dann immer schneller hinauf und wieder herunter, der laue, leicht staubige Sommerwind toupiert dein Haar und Mitreisende erklären dir die Bavaria: Steht rum und sieht gut aus – Bavaria’s Very First Topmodel!

 

Wieder unten holst du dir an einer der Fressbuden eine Stärkung. Nein, du nimmst keinen halben Meter Bratwurst, schließlich schlenderst du an Löwen und Pferden vorbei. König Ludwig rät mit gütigem Blick davon ab, dich hammermäßig durch die Luft schleudern oder an einem fragilen Regenschirm baumelnd aufspannen zu lassen (Denk an das Essen!). Du merkst, wie die Kräfte des Teenager-Sommers dich runterdrücken. Der freche Kerl hat dir noch einen kracherten Sonntag versprochen. Wenn es wieder so heiter wird, ist es besser, sich vorher ein wenig Entspannung zu gönnen. Durch die Gassen schieben sich die Massen, doch du fliehst ins Grün. Und am Montag hat sich das vorwitzige Sommerbürschchen wieder abgekühlt, wirst sehn!