Diesen Samstag lud meine liebe Freundin R. mich ein, ihre Geburtsstadt Regensburg zu besichtigen. Geplant war diese Reise schon länger, fiel jedoch mehrfach wegen Schlechtwetter, Hochwasser und Lätschrigkeit unsererseits aus. Doch gestern passte alles, wir fühlten uns fit und die Sonne schien. In „Castra Regina“ angekommen, führte uns der Weg vorbei am Schwammerl (den gibt’s in meiner Geburtsstadt auch), dem Schlosspark und Schloss derer von Thurn und Taxis, die durchs Postwesen zu Reichtum gekommen waren, an der St. Emmeranskirche (hier wurde gerade geheiratet) zur Fürstlichen Brauerei (auch dort fand ein Hochzeitsfest statt). Dann führte R. mich durch die malerischen Gassen mit ihren bunt getünchten Häusern zum gotischen Regensburger Dom mit seinen imposanten Türmen und unglaublichen Steinmetzarbeiten. Hinterm Dom liegt die Dombauhütte, wo das Arbeitsmaterial und einige schöne Skulpturen zu sehen sind. Hinter der Kirche wurden – na klar! – gerade Hochzeitsfotos geschossen. Nach so viel Herumlaufen meldete sich ein kleiner Hunger. Wie gut, dass R. schon die Witterung aufgenommen hatte und den direkten Weg zur Historischen Wurstkuchl am Donaustrudel unterhalb der berühmten Steinernen Brücke kannte. Dort angekommen, waren alle Sitzplätze belegt. Also gab’s „Bratwurstkipferl“ (zwei Würstl in den berühmten kümmelwürzigen Schwarzer Kipferln) mit Sauerkraut und süßem Spezialsenf auf die Hand und einen ersten Eindruck davon, wie die köstlichen Schweinsbratwürstl ihr besonderes Raucharoma bekommen. Fünf Minuten in der kleinen Küche reichten und ich war selbst gut geräuchert. Das Historische Wurstkuchl ist vermutlich die älteste Bratwurstbude der Welt, schon im 12. Jh. sollen die Steinmetze, Brückenbauer und Schiffer dort eingekehrt sein.
Uns zog es über die Steinerne Brücke in den ehemaligen Kneitinger Biergarten, danach über den Eisernen Steg zurück und auf verschlungenen Wegen in die Regensburger Altstadt, die seit 2006 zum Weltkulturerbe zählt. Ich fühlte mich beim Durchschlendern an die engen Gassen und Häuser italienischer Städte erinnert – und was für schöne Straßennamen es gibt, ich sag nur „Roter Herzfleck“ und „Fröhliche Türkenstraße“. Das Leben findet in Regensburg bei schönem Wetter draußen, vor den Cafés und Kneipen, statt. Also gönnten wir uns gegenüber des Alten Rathauses, wo zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches im Reichssaal die Reichstage abgehalten wurden, erneut eine Pause: im Café Prinzess mit seiner großen Kuchen und riesigen Pralinenauswahl. Später führte mich R. in ihre einstige Lieblingskneipe, das „Orphee“. Zu unserem großen Glück verpassten wir dann den Zug zurück nach München um ein paar Minuten. So konnten wir noch mal im Wurstkuchl einkehren und „Sechs auf Kraut“ (köstlichst!) im Sitzen, in aller Ruhe und mit Blick auf die Donau genießen. Wie anders doch ein Fluss wirkt, der befahren werden kann. Wir überlegten, wann wohl das Wasser, das gerade an uns vorbeirauschte, am Schwarzen Meer ankommen würde … R., die größtenteils vegetarisch lebt, offenbarte mir beim Essen, sie habe als Kind einmal 24 Schweinsbratwürstl verdrückt. Wobei ihr die Bedienung den zweiten Teller mit 12 Würstln schenkte! Über der Gastwirtschaft, wo sich dies zutrug, lachte uns Dionysos zu. Hat der Gott der Freude (unter anderem) nicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit James Last?