Wie oft ich an dem Klotz an der Residenzstraße achtlos vorbeigegangen bin, kann ich gar nicht sagen. Sicher unzählige Male, hauptsächlich, um den Löwen die Messingnase zu reiben und so Glück zu tanken. Dass das riesige Steinungetüm südlich vom Hofgarten gelegen ein Schloss ist, war mir bis vor ein paar Jahren nicht wirklich bewusst. Als ich mich entschloss, mal wieder Touristin in der eigenen Stadt zu spielen und mir die Residenz, jetzt ein Schlossmuseum, von innen anzusehen, war sie prompt an dem Tag für die Öffentlichkeit geschlossen: Der damalige russische Präsident Dimitri Medwedjew und Bundeskanzlerin Angela Merkel speisten dort im Antiquarium. Die langen Tische standen tags drauf noch in dem ziemlich beeindruckenden Renaissance-Gewölbe. Überhaupt: Der von außen schlicht wirkende Bau, entfaltet nach innen hin eine ungeheure Pracht. Direkt hinterm Eingang fand ich die Grottenhalle mit ihren Muschelwänden schon wirklich ungewöhnlich – so könnte ein Wassermann seine Behausung am Meeresgrund geschmückt haben.
Nach dem Rundgang durch die Wohn- und Festräume war ich komplett ornamente- und goldübergesättigt. Ein bisschen Schatzkammer ging aber noch. Königs-Insignien, Goldschmiedearbeiten, allerlei Elfenbeinschnitzereien konnte ich nur überfliegen. Hängen blieben meine Augen am chinesischen Porzellan, vor allem an einem Teller mit lauter blauen Pferden. Sollte sich die Künstler rund um die Zeitschrift „Der Blaue Reiter“ hier Inspiration geholt haben? Ein abwegiger Gedanke, da das Schloss ja erst ab 1920 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Doch wie ich jetzt bei Wikipedia lese, konnten interessierte Bürger bereits Mitte des 19. Jh. unter Ludwig I. ins Schloss, wenn sie sich zuvor angemeldet hatten – also wer weiß. Wieder draußen, schlenderte ich noch durch ein paar der Innenhöfe. Im Königsbauhof steht ein wunderbarer Bauzaun (die Fassade des Königsbaus wird immer noch saniert). Er versammelt recht poppig die Wittelsbacher Regenten und gibt ihre Regierungszeit an. Endlich mal Geschichtsdaten leicht gemacht.