Manchmal fügt sich eins zum anderen und ergibt einen gar köstlichen Reigen. Und zwar so: Letztens habe ich mich näher mit einem adeligen Fräulein beschäftigt, wenn ich denn die Prinzessin Therese von Bayern so nennen darf. Anstatt zu heiraten (ihr Liebster war dem Wahnsinn anheim gefallen), brachte sie sich im Selbststudium alles bei, was sie für ihr Traumziel brauchte: Botanik, Geologie, Ethnologie, Zoologie und verschiedene Sprachen, um auf den Spuren von Alexander von Humboldt Südamerika bereisen zu können. Frauen waren zum Studium an Universitäten damals noch nicht zugelassen – ihr Hirn galt Ende des 19. Jh. als zu klein, um akademischen Stoff aufnehmen und verarbeiten zu können. Selbst sehr prominente Wissenschaftler, ich nenne hier keine Namen, hingen dieser Theorie an. Therese forschte indes auf eigene Faust in Südamerika, erhielt als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Universität München und überredete 1903 ihren Vater Prinzregent Luitpold, seine Unterschrift unter ein Dekret zu setzen, mit dem das Frauenstudium in Bayern zugelassen wurde. Nun hatte Therese, wie ich las, eine Mumie aus Südamerika mit nach München gebracht. Ich fragte mich daraufhin, wo die denn wohl abgeblieben sein könnte – und sehe ein paar Wochen später ein Plakat, auf dem steht „Die Mumie aus dem Inkareich“ werde in der Archäologischen Staatssammlung ausgestellt. Tja, wo ist die denn in München? Ich rief eine Karte im Internet auf, die mir nicht nur die Lerchenfeldstraße anzeigte, sondern auch einen Hinweis auf „Fräulein Grüneis“ gab. Ich ließ mich ablenken, denn auch hinter diesem Fräulein steckt ein schöne Geschichte: Aus einem alten Toilettenhäuschen ganz in der Nähe der im Moment komplett verwaisten Surferwelle am Eisbach wurde ein wirklich netter Kiosk – und ein lang gehegter Traum der Betreiber damit wahr. Heute Mittag löffelte ich dort ein veganes – und sehr kräftig gewürztes – Ingwer-Möhren-Süppchen, genoss die Frühlingssonnenstrahlen und erinnerte mich an ein weiteres Fräulein.
Freunde hatten mir von ihm erzählt, allerdings befand es sich auf der komplett anderen Seite der Stadt. Aber mal ehrlich, hätte euch etwas gehalten, wenn ihr „Café Fräulein“ an der Zimtschneckenfabrik hört? Z-i-m-t-s-c-h-n-e-c-k-e-n-f-a-b-r-i-k: All meine Kinderträume schienen sich zu erfüllen. Um es kurz zu machen: Ja, dort werden die womöglich besten Zimtschnecken der Stadt gebacken. Nein, man muss nicht unbedingt nach Giesing zu diesem Café fahren – ihr würdet euch, vor allem am Samstag oder Sonntag, eh nur in eine lange Reihe wartender Zimtschneckenanbeter einreihen. Dieses Fräulein hat inzwischen ein paar Filialen in der Stadt, die wesentlich zentraler liegen. Wer jedoch ausschnittweise einen Backbetrieb in Aktion sehen möchte, der trinkt dort seinen Kaffee an einem Stehtischchen und knabbert am Zimtgebäck. Auch Backkurse finden dort statt (vielleicht auf Nachfrage auch Brotbackkurse?). Auf der Rückfahrt sinnierte ich über Fräulein Stinnes, die in einem Auto die Welt umrundete, Fräulein Annette Kolb, bayerische Schriftstellerin, die partout nicht „Frau“ genannt werden wollte, und überlege, warum „Fräulein“ auf einmal wieder so schick klingt.
Und wie’s der Zufall will, ist morgen Internationaler Frauentag. Daher: Brot und Rosen, also ein guter Ausgleich zwischen Stand- und Spielbein, für alle Fräulein, Frauen und Weiber – eben für die Hälfte der Welt.