Der Ayinger Bräu Kirta

Meinen alljährlichen Besuch in Aying verband ich diesmal mit dem Bräu Kirta: Den Tipp hatte ich von einem Besucher der Münchner Bierinseln bekommen, als ich erwähnte, ich würde sehr gerne mal die Ayinger Privatbrauerei besichtigen. An diesem Wochenende fand der große KIrchweiTAg (daher Kirta – in anderen Landstrichen auch als Kirmes oder Kerwe bekannt, aber nicht ganz vergleichbar) im und rund um das Gebäude des Bierherstellers statt. Als ich von der S-Bahn aus schon in einer großen Menschentraube zur Brauerei ging, bekam ich bei ihrem Anblick einen Schreck: Die vielen geparkten Autos deuteten auf Besuchermassen hin – ich weiß nicht, warum mein Hirn solche Veranstaltungen partout mit kleiner Rahmen und Gemütlichkeit verbindet. Es war großer Rahmen und ja, doch, für die Menschenmenge erstaunlich, herrschte eine ruhige Feierstimmung. Wer nach dem Ende der Wiesn in München nostalgische Anwandlungen hatte, „oh je, schon vorbei“, konnte hier noch mal schwelgen. Mich zog’s auf den bunten Markt, der Äpfel, Kohl, Kirchweihnudeln, Brot, Schnaps und in der Lagerhalle der Brauerei bunte Kunst- und andere Handwerkserzeugnisse anbot.

Meine Brauereibesichtigung startete ich in der Abfüllhalle. So ein Großbetrieb hat nichts Romantisches an sich: Da stehen Maschinen, die in einem fort arbeiten und dabei recht laut sind. Leere Flaschen werden gereinigt und die Etiketten abgelöst, weshalb es dampfig war und der Fußboden nass. Mein Fotografinnen-Auge hatte jedoch seine helle Freude, am Muster, das die vielen Bierflaschen auf dem Fließband bildeten und vor allem an dem Blau der Kronkorken. Nachdem ich das Abfüllen gesehen hatte, ging ich dann in die Brauerei. Dort bekam ich eine kleine persönliche Führung, wobei natürlich die Erzählungen von meinem Brauereiführer Herrn Sedlmaier wesentlich spannender waren als der Blick auf riesige Edelstahltanks, Rohre und Computerbildschirme. Die Zutaten wie etwa Gerste und Hopfen kauft die Brauerei in der Region, Hopfen aus der Hallertau. Die Gerste wird aushäusig gemalzt – ich glaube, es gibt gar nicht mehr so viele Mälzereien in Bayern. Das Wasser für das Ayinger Bier kommt aus eigenen Tiefbrunnen. Im Brauereiprozess verwendetes Wasser, also nicht das im Bier, wird mithilfe von Bakterien gereinigt und auf den Feldern der Gegend „verregnet“. Das heißt, einen Teil des entnommenen Wassers bekommt die Region zurück. Herr Sedlmaier riet mir, noch von oben einen Blick in die Gärtanks zu werfen, insbesondere in den offenen Weißbierkessel: Ich bekam die wohl größte Schaumkrone der Welt zu Gesicht! In der oberen Etage der Brauerei konnten Biere probiert werden, das Ausschankglas war im Getränkepreis (3 Euro) mit enthalten. Ich entschied mich für „Altbairisch Dunkel“. Und obwohl ich ja eigentlich mehr der Weißbierfraktion angehöre, zieht es mich in letzter Zeit zu diesen malzbetonten Bieren.
Von der Brauerei aus spazierte ich noch nach Aying rein. Ich wollte zu gerne sehen, was aus der Galerie Schmiede geworden ist, in der ich mal ausstellen durfte. Der Galerist, der Inhaber der benachbarten Apotheke, hatte mir im Frühjahr auf eine erneute Anfrage kurz und bündig mitgeteilt: „Die Galerie gibt’s nicht mehr!“ Tatsächlich scheinen die Räume jetzt privat bewohnt zu sein, was interessanterweise den Charakter der Straße verändert hat: Ein Ort, in dem Kunst Platz findet, schafft einladende Offenheit, weckt Neugier und Entdeckerlust – die fehlen jetzt, was ich wirklich bedauerlich finde.
Mein Rückweg zur S-Bahn führte nochmals an der Brauerei vorbei und ich konnte nicht umhin, ein paar Dinge mitzunehmen. Zu Hause gab’s dann aus dem schlanken Keferloher (ein Geschenk zum Biertragerl) ein zweites Bier – Altbairisch Dunkel, was denn sonst!