Die Zeichen mehren sich. Da liegt so ein Flirren in der Luft. Die Dirndl-, Lederhosen- und Herzerldichte hat enorm zugelegt. Und Brezn, Brezn überall. Sie sind DIE Deko, die jede Geschäftsauslage aufhübscht: Sie zieren Kaffeetassen, Schmuck, Kleider, Schuhe und Socken. Es hätte mich nicht gewundert, eine Brezn in Übergröße statt eines goldenen Rings auf dem Dach des Nationaltheaters zu sehen. (Vielleicht nächstes Jahr?) Ich habe schon überlegt, selbst eine, schön geschmückt, an meine Haustür zu hängen oder beleuchtet ins Fenster zu stellen. Denn: Die Wiesn naht, das Fest, um das uns alle Welt beneidet, steht wieder vor der Tür. Und ich freue mich, dass alle, alle kommen, um mitzufeiern.
Der Auftakt des Oktoberfests ist wirklich feierlich – ich liebe es, beim Einzug der Festwirte die blumengeschmückten Brauereiwagen anzusehen, die Kaltblüter mit ihren geflochtenen Schweifen, die vielen Spielmannszüge, ihre Kostüme – ein Augenschmaus. Aber es gibt auch die „dark side of Wiesn“, wie ein Freund es letztens auf den Punkt brachte. Und auch das Mietermagazin zeigt auf dem Titelblatt seiner aktuellen Ausgabe ein Lebkuchenherz, auf dem steht: Ein Herz für Wiesn-Anwohner. Zwei Wochen Ausnahmezustand vor der Haustür, das ist sicher kein Spaß. Aber vielleicht nimmt man es mit der Zeit gelassen hin? So wie ich mich während des Oktoberfests in der U-Bahn – je nach Tagesverfassung – ganz und gar nach innen wende oder einfach amüsiert betrachte, was gerade abgeht? Mir sind Menschenmassen generell oft zu viel, weshalb ich zu Hoch-Zeiten nicht auf die Theresienwiese gehe. Dieses Jahr hätte ich aber Lust, mal mittags in ein Festzelt zu gehen, das wäre eine Premiere. Ich will dort nur essen. Aber wer weiß: Nachher trinke ich eine Maß, was schon ausreichen könnte, um mich zum Schunkeln, lauthals „Hey, heyhey baby“-Singen und Auf-dem-Tisch-Tanzen zu bringen. Voll aufgebrezelt natürlich.