Lauschig hatte ich mir ein Mittagessen auf der Wiesn vorgestellt. Nur wenige Menschen, jede Menge Platz im Zelt, entspannte Bedienungen. Vielleicht ist es so an den meisten Wochentagen – ich konnte aber nur am Freitag und da sah es anders aus. Meine zwei „Jodel-Sisters“ hatten auch spontan Zeit und Lust – und so standen wir ab 12 Uhr mitten im Trubel. Der Niederrheiner, der morgens zur Arbeit radelte, hatte mich vorgewarnt: „Wiesn: Leute, bewaffnet mit Döner und Leberkas, zogen schon ,uniformiert’ und auf’brezelt hin, standen glaube ich bereits Schlange, denke Festwiese ist voll!“ Ach, es war wieder eine schöne Übung in feste Vorstellungen, wie etwas sein sollte, sausen zu lassen. Zu dritt schoben wir uns bei herrlichem Sonnenschein durch die verdirndlten und belederhosten Massen. Manch eine Lederhose stellte sich bei genauerem Hinsehen als Nylon-Imitat heraus, neuester Trend bei den Dirndln sind Schürzen aus Spitze – gerne mit Glitzer – sowie zur Kleiderfarbe passende Lockenperücken.
Uns zog es in das Zelt zweier Festwirtinnen, in die Ochsenbraterei. Dort drehte sich an diesem Tag „Norbert“ am Spieß, Ochs Nummer 44. Er sah schon reichlich mitgenommen aus, von seinen 9 ½ Zentnern schien nicht mehr all zu viel übrig. Aber kosten wollten wir ihn doch. Die Platzsuche gestaltete sich schwierig, da viele Tische reserviert waren. Bis Ilse auf die glorreiche Idee kam, in einer Box nachzufragen. Und tatsächlich saßen wir kurz darauf am Tisch mit einem Ehepaar, das seinen Mittagstisch während des Oktoberfests ab und an auf die Wiesn verlegt. Schon bald konnten wir unsere Radler zum „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ hochstemmen, wobei Gemütlichkeit und 5700 Menschen (so viele Sitzplätze gibt es in dem Festzelt) gar nicht zusammenpassen wollen. Tut es aber, im Zelt herrschte eine Art Gutwilligkeit oder stille Herzlichkeit – was sich mit zunehmendem Bierrausch im Laufe des Abends sicher änderte. Wir erfreuten uns an der Gesellschaft an unserm Tisch, dem hervorragenden Essen (danke Norbert!) und dem Aufmarsch der Belegschaft einer japanischen Brauerei, die mit Inbrunst „Prost“ in alle Richtungen rief. Als Nachtisch gönnten wir uns eine Fotosafari und ein paar Minuten am Toboggan, zum Lachmuskel stärken – so ein Laufband zieht dem stärksten Mann die Füße weg! Dann kreuzte noch eine Botschaft unseren Weg, die ich hier gerne weitergebe – mit ohne Verkleidung ist auf dem Oktoberfest genauso pfundig!