Es gibt Momente, da stehe ich einfach und staune. Wie gestern im Hofgarten beim Anblick einer Reihe rotblühender Kastanien. Dann begann ich zu fotografieren und fragte mich gleichzeitig, warum es in Bayern eigentlich kein Kastanienblütenfest gibt, ein „Boarisch Hanami“ oder so. Denn in ihrer Schönheit stehen die Kastanienblüten den japanischen Kirschblüten kaum nach. Wie ich in einem alten Buch über Bachblüten lese, Red Chestnut gehört zu den ursprünglichen von Edward Bach ausgewählten Essenzen, kam der Baum über Asien nach Europa (ursprünglich scheint er aus Nordamerika zu stammen). Ludwig XIV. ließ ihn in seinen Parks und Alleen pflanzen, weil der Baum angenehmen Schatten spendet und der französische Monarch so entzückt von den Blütenkerzen war. Der Sonnenkönig setzte damit einen Garten-Modetrend: Die Rotblühende Kastanie wurde in vielen europäischen Hofgärten angepflanzt, so auch im Münchner Hofgarten. Er gehört zur benachbarten Residenz der Wittelsbacher und feierte 2013 sein 400-jähriges Bestehen.
Wer nicht nur Kastanienblüten schauen will, findet im Hofgarten immer ein lauschiges Plätzchen zum Entspannen, entweder auf einer der Bänke an einem der Brunnen oder denen, nahe der hohen Hecken: für die kleine Stadtflucht, für die man die Stadt nicht verlassen muss.
Und: Aus dem Diana-Tempel, der im Zentrum des Gartens steht, tönt oft Musik herüber, von Saxophon-, Klarinetten-, Geigen-, Akkordeon- und sogar Klavierspielern, im Sommer bietet er ein Parkett für Tango-Argentino-, Salsa- und Swingtänzer.