Oder muss es Jodelwandergenuss heißen? Egal, mit netten Leuten in die Berge zu gehen und zu singen, macht einfach große Freude. Der famose Dr. Erich Sepp hatte am vergangenen Sonntag mal wieder zum Jodeln und Wandern eingeladen, diesmal am Taubenberg bei Oberwarngau. Ich fuhr husch, husch mit der BOB vom Münchner Harras aus nach Holzkirchen, wo Ilse mich aufpickte. Am eigentlichen Treffpunkt kamen dann 60 Singwillige zusammen und nach einem Begrüßungsjodler ging’s bergauf. Grün wohin das Auge sah, was ihm gut tat, nachdem es wochenlang nur auf Berge von Papier und den Computerbildschirm gestarrt hatte. Ab und zu musste auf den Weg achtgegeben werden, der viele Regen hatte hier und dort die Erde aufgeweicht und kleinere und größere Schlammpfützen hinterlassen. Zwischendurch legten wir immer wieder Singpausen ein, auch in Nüchternbrunn, einer Einsiedelei im Wald. Bald darauf hatten wir schon den ja auch nicht wirklich hohen Gipfel erklommen, wo das Gasthaus Taubenberg mit einer schönen Terrasse, einer unglaublichen Aussicht und gutem Bio-Essen und -Getränken aufwartete. Nach der Rast wurde wieder gejodelt, die anderen Gäste reagierten ganz unterschiedlich darauf, vor allem die Kinder: Manche waren komplett fasziniert, andere schrien in Tönen, die Erwachsene gar nicht mehr hinbekommen.
Ein fast dankbareres Publikum stand auf einer Wiese: Ilse hatte mir schon erzählt, Kühe würden liebend gerne Jodler hören. Ich hielt das ja für reine Erfindung, bis ich sah, wie die Kühe aufhörten zu grasen und fast andächtig und gebannt unserem Gesang lauschten. Vorbei ging es am Rapunzelturm, der eigentlich ein Wasserturm werden wollte. Einige von uns stiegen hoch, um die schöne Aussicht zu genießen. Wirklich toll: Es gibt eine Treppe für den Aufstieg und eine für den Abstieg, was für ein fantastisches schneckenartiges Raumbild sorgt, wenn man im Inneren des Turms von oben nach unten schaut. Die Akustik war auch erstklassig, so viel Hall haben Jodler sonst nicht zur Verfügung, denke ich. Der Rückweg nach Oberwarngau war dann schnell bewältigt und immer wieder von Gesängen begleitet. Ich wunderte mich, dass ich inzwischen fast alles mitsingen kann, obwohl ich ja bisher nur wenige Male beim Jodelsingen dabei war. Aber es hilft, dass Erich Sepp mit der Hand anzeigt, ob die Töne hoch oder runter gehen werden und außerdem lausche ich bei anderen ab. Zum Schluss gab’s noch Applaus von ein paar Dorfbewohnern, die sich sicher auch fragten, warum eigentlich nicht öfter (außerhalb des Fernsehens, in Stadien oder auf Bühnen) und gemeinsam gesungen wird …