Steile These, oder? Manchmal lese ich verschiedene Texte hintereinander und sehe zwischenzeitlich Reportagen im Fernsehen oder höre von einem YouTuber und mein Hirn spuckt plötzlich eine Ansage aus, die ich selbst erst mal verdauen muss.
Es begann alles mit Charles Darwin. In einem Buch wurde sein Besuch auf den Galapagosinseln noch einmal nacherzählt und die Entdeckung, die er zur Evolutionstheorie ausarbeitete. Ich mach’s mal kurz: Die Finken verschiedener Inseln hatten sich an ihre Umwelt jeweils unterschiedlich angepasst. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon selbst durchgekaut sowie vorgekaut bekommen habe, auch den berühmten Satz „Survival oft he fittest“, der unglücklicherweise sehr lange immer mit „Überleben des Stärksten oder Tüchtigsten“ übersetzt wurde. Mir sprang diesmal die Formulierung „an die Umwelt angepasst“ besonders ins Auge: Das bedeutet ja, die Umwelt ist der entscheidende Trigger. Die Anpassung erfordert Flexibilität, sich nicht versteifen, mit den äußeren Bedingungen Schritt halten. Und das hat vermutlich wenig mit Stärke oder Tüchtigkeit zu tun, sondern eher mit Austausch, Rückmeldung, einer Art Kommunikation mit der Umgebung auf verschiedenen Ebenen. Der nächste Satz, der – in einem YouTube-Video aufgeschnappt – hängen blieb war: Der Mensch hat die Umwelt so derartig stark verändert, dass die Evolution damit nicht Schritt halten kann. DAS fand ich ziemlich übertrieben, zumal ich mir nicht sicher bin, ob wir Menschen überhaupt begreifen, wie die Evolution arbeitet. Wenn wir immer darüber reden, die Umwelt und das Klima schützen zu müssen, fürchten wir hauptsächlich um das Überleben von uns Menschen. Es könnte allerdings sein, dass die Evolution uns für ziemlich überflüssig hält, oder die Richtung, in die sich die Menschheit bewegt. Und dann sind wir halt weg, weil wir uns nicht mehr an die Umwelt anpassen können, die wir selbst geschaffen haben. Etwas Neues beginnt. Pech. Für uns. Der Erde ist es womöglich egal. Sie hat schon ganz andere Arten kommen und gehen sehen. Und deshalb stieg in mir der titelgebende Satz hoch.
Wenn der Mensch so intelligent wäre, wie er glaubt, sollte er mit bewusster Umweltgestaltung beginnen, und damit ist nicht Gärtnern gemeint. Nimmt man Darwin ernst, wäre es klug, eine Umwelt, die uns gut tut, zu erschaffen und zwar auf ganz vielen gesellschaftlichen Ebenen. Bisher tun wir größtenteils entweder das Gegenteil (negatives Gestalten) oder verhindern immer nur, oder meinen das zumindest, dass nicht noch Schlimmeres passiert. Umwelt gestalten, bedeutet für mich aber nicht nur gezielte Kreation, sondern auch Kooperation mit und Austausch unter allen Beteiligten. Meiner Beobachtung nach verlaufen in den verschiedensten Unternehmen und Institutionen z.B. viele gute Ansätze und Ideen im Sande, weil die zuständigen Stellen entweder nicht miteinander verknüpft sind oder nicht klar oder auch überhaupt nicht miteinander kommunizieren oder sich in gegenseitigen endlosen Vorwürfen ergehen.
Betrachte ich noch mal meine eigene These oben, möchte ich sie etwas anders formulieren: Umweltschutz sollte bewusste Umweltgestaltung sein. Um, wie es der großartige Kommunikator Marshall Rosenberg so (mich) anrührend sagte, „das Leben wunderbarer zu machen“.