10 kulinarische Dönekes

1. Meine erste bewusste Geschmackserinnerung ist Seifenlauge an Frotteetuch: Ich war so mit etwa einem Jahr eine heimliche Badewasserschlürferin. Nicht nur das lauwarme, parfümierte Wasser, auch die Struktur des Stoffs bereitete mir unglaubliche Freude.

2. Meine Lieblingsaromen sind Himbeer und Tanne – gleichzeitig. Das liegt daran, dass ich als Kind bei meiner Oma im idyllischen Pfälzerwald ausgiebig Waldhimbeeren bei unseren täglichen Waldspaziergängen genascht habe. Was wir damals nicht wussten: Unter dem Waldboden lagen jede Menge Giftgasgranaten, die erst in den 1990er-Jahren abtransportiert wurden. Aus der Zeit meiner Waldkindertage stammt auch meine Faszination für Fliegenpilze.

3. Ich esse nichts, was aus dem Wasser kommt – ich weiß nicht, ob es dafür einen Begriff gibt, „Aquatarier“ womöglich? Schon als Baby habe ich Fischbrei meiner Mutter gerne ins Gesicht gespuckt, und auch alle weiteren Versuche mit jeder Art von Fisch, Fischeiern sprich Kaviar, Muscheln, Algen ergeben immer wieder dasselbe: Schmeckt mir nicht, ich mag die Konsistenz nicht. Womöglich liegt es an meinem indianischen Sternzeichen, ich bin ein Lachs oder Stör, sein Totemtier isst man nicht. Aber ich probiere es alle paar Jahre mal wieder aus, wer weiß, vielleicht ändert sich ja noch was im hohen Alter.

4. Wenn ich etwas nicht aufessen wollte, schob ich es meinem Bruder heimlich auf den Teller. Erst fragte ich, ob er mein Essen haben wollte, er wollte eigentlich, ABER weil es auf meinem Teller lag, wollte er es nicht. Ich erfand daraufhin die wildesten Geschichten, die sich hinter ihm an der Wand abspielten – und schwupp, wenn er sich umdrehte, hatte sich sein Teller auf magische Art gefüllt.

5. Besuchsdackel Achim, der Hund, dem ich bei unseren Sitzungen unterm Tisch immer alles sagen konnte und der natürlich alles verstand, bekam von mir Pfefferminz-Dragees, diese rosanen und weißen, mit Schokoladenfüllung. Guten Freunden macht man eben eine Freude.

6. Meine Lust auf Speck hat mich zur Mundräuberin werden lassen: Wenn unsere Vermieterin in dem alten Fachwerkhaus Speck schnitt, fiel das ein oder andere Stück für mich ab. Irgendwann meinte Tante, wie ich sie nannte, jetzt sei es aber genug. Ich fand das nicht und gaukelte ihr vor, es habe an der Tür geklingelt. Als sie zurück in die Küche kam, war ich weg – und der Speck auch.

7. Der Mann der Vermieterin, Lilli, züchtete Kanarienvögel. Sie bekamen abends geriebenes hart gekochtes Ei. Meist stand dann ein Mädchen im Schlafanzug neben den Vogelkäfigen und sperrte ebenfalls den Schnabel auf.

8. Meine Mutter hatte von einem kleinen Erbe einen Schrebergarten gekauft. Wir Kinder durften dort alles pflücken und essen, was gerade reif war. Ich saß meist bei den jungen Erbsen und plünderte die Apfelbäume.

9. Wenn ich bis zu meinem Lebensende nur noch ein einziges Gericht essen dürfte, wäre das Hühnersuppe mit Reis. Gerne auch in der thailändischen Version als Tom Ka Gai.

10. Alkohol vertrage ich eher schlecht. Ausnahmen sind sehr gute Bio-Rotweine, ein Rioja zum Beispiel, Schnaps, ich habe im Schwarzwald mal ein Kirschwasser getrunken, das war der Hammer, und Prosecco, am liebsten direkt beim Erzeuger auf der Terrasse.

Welche kulinarischen Dönekes könntet Ihr denn erzählen?