Das Japanfest in München gehört zu den zauberhaftesten Veranstaltungen der Stadt. Es steigt alljährlich, meist Mitte Juli, hinter dem Haus der Kunst nahe dem Japanischen Teehaus im Englischen Garten – und konnte heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiern. Trotz der unglaublichen Hitze hatten sich, wie mir schien, ALLE Einwohner der Isarmetropole aufgemacht, um verschiedene japanische Künste aus nächster Nähe anzusehen oder sogar selbst auszuprobieren. (Einige waren vom Kocherlball, der in aller Herrgottsfrühe am Chinesischen Turm stattgefunden hatte, “übrig geblieben” und rübergekommen – es war ein wunderbares bayrisch-asiatisches Zusammentreffen!) Auf dem Japanfest gezeigt wurden Ikebana, die Kunst des Blumensteckens, Origami, kleine Faltereien aus verschiedenen Papieren, Shodo, die Kunst der Tuschmalerei – die ich sehr liebe, Haiku-Schreiben, die berühmte dreizeilige Gedichtform zu fünf, sieben und wieder fünf Zeilen, verschiedene Kampfkünste wie Budo und Aikido, sowie Kyudo, die Kunst des Bogenschießens.
Ebenso facettenreich war der Kleidungsstil: In der Menschenmenge trugen einige Frauen und viele Kinder Kimonos. Aber auch lebende Comicfiguren aus Mangaheften oder Animes, japanischen Zeichentrickfilmen, stachen mit ihren ungewöhnlichen Kostümen und Haaren in allen nur erdenklichen Farben sowie ziemlich martialisch wirkenden Waffen (aus Kunststoff) ins Auge. Einige posierten für die Fotografen, eine Gelegenheit, die auch ich mir nicht entgehen ließ. Gerne probiert hätte ich Kakigori, japanisches Wassereis. Doch die lange Schlange vor dem Stand entmutigte mich, aber es ist fürs nächste Mal notiert. Stattdessen ließ ich meine Beine ein wenig im Eisbach baumeln und berauschte mich an den vielen schönen Bildern um mich herum – die Akazie vor dem Japanischen Teehaus ist übrigens immer ein Gedicht. Dort können Interessierte auch regelmäßig den Teeweg beschreiten.